Alle Stiche und Einstellungen zum Nähen von Dessous

Zum Nähen von Wäsche und Dessous brauchen wir eine Menge verschiedener Stiche. Die Übersicht über die Stichtypen und Einstellungen dient als Gedankenstütze für die richtigen Einstellungen an der Nähmaschine.
Die Übersicht kannst du als Vorlage (PDF) herunterladen, drucken und neben die Maschine legen.

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Das Stichübersicht kannst du gratis im Shop herunterladen.

Um hübsche Dessous zu nähen, braucht man keine teure Nähmaschine. Eine Haushaltsnähmaschine, die über einen verstellbaren Zickzackstich verfügt, ist dafür völlig ausreichend. Solltest du dir eine neue Nähmaschine kaufen, achte unbedingt auf einen verstellbaren Nähfußdruck. Damit kann man den Druck individuell einstellen und ist für verschiedene Stoff gut gerüstet.
Moderne Nähmaschinen bringen meistens eine Menge elastischer Stiche mit, die das Nähen sinnvoll unterstützen. Ein passender Obertransportfuß für schwierige Stoffe ist eine tolle Ergänzung und erleichtert die Verarbeitung elastischer Nähzutaten.
Deine Nähmaschine
Die Grundausrüstung zum Nähen von Dessous ist deine Nähmaschine. Mit ihr kann man alle Arbeitsschritte vom Nähen des Zwickels bis zum dekorativen Absteppen erledigen. Eine Spezialmaschine ist absolut nicht notwendig.
Mit der Auswahl an Stichen wie Geradstich, Zickzack und Overlockstichen ist man bestens ausgestattet. Weitere Zierstiche benötigt man nicht.
Overlock
Für perfekte Kanten und elastische Nähte ist die Overlockmaschine einfach unschlagbar. Durch das Messer schneidet sie die Nahtzugabe auf die richtige Breite und umschlingt gleichzeitig die Kanten beim Versäubern während sie näht.
Bei diesen Maschinen lässt sich der Nähfüßchendruck individuell regeln und der Differentialtransport kommt auch mit schwierigen Stoffen sehr gut zurecht.
Neben der 3- oder 4 fädigen Overlocknaht kann man mit ihr einen Rollsaum oder Flatlocknähte nähen.
Coverlock
Für flach abgesteppte Kanten und parallele Nähte ist eine Coverlock die Spezialmaschine. Besonders für abgesteppte Säume bei elastischen Stoffen ist sie eine tolle Hilfe.
Man braucht sie eigentlich nicht zum Nähen von Dessous, kann sie aber für das Absteppen von Gummibändern sinnvoll einsetzen.
Eine Coverlock setze ich bei Dessous nur selten ein. Ein Ersatz und eine kostengünstige Alternative für das Absteppen von parallelen Nähten und Säumen ist die Zwillingsnadel.
Maschinenstiche
Bei Nähen von Unterwäsche und BHs aus elastischen und unelastischen Stoffen, Spitze und Wäschegummis benötigen wir unterschiedliche Stiche für verschiedene Aufgaben.

1. Geradstich
Diesen Stich brauchen wir für einfache Nähte wie z. B. den Zwickel an Slips, die keine Dehnung und Elastizität brauchen. Bei BHs nähen wir mit diesem Stich die Körbchen.
Den Geradstich verwendet man vorzugsweise bei gewebte Stoffe oder zum Absteppen, wenig eingesetzt wird er hochelastischen Dessoustoffen.
Stichlänge: 2,5 – 3
Stichbreite: 0
2. Dreifacher Geradstich
Dieser Stich ist bedingt elastisch und wird häufig dort eingesetzt, wo Nähte hohen Belastungen ausgesetzt sind. Bei Dessous findet er wie der Geradstich nur wenig Anwendung, man kann ihn aber zum Nähen des Zwickels einsetzen.
Stichlänge: 3 – 3,5
Stichbreite: 0
3. Geradstich mit der Zwillingsnadel
Mit den beiden Nadeln der Zwillingsnadel wird dieser Stich genäht. Auf der Vorderseite bildet er zwei parallele Stichlinien, auf der Rückseite erscheint er als Zickzackstich. Er ist der perfekte Ersatz für eine Covernaht.
Im Gegensatz zum einfachen Geradstich ist er elastisch. Man nutzt ihn für Säume, das Aufnähen von Gummis oder zum Absteppen von Ausschnitten.
Stichlänge: 3 – 3,5
Stichbreite: 0
4. Riegelnaht oder Raupennaht
Wie der Name dieses Stiches verrät, ist dieser Stich für das Sichern und Befestigen vorgesehen. Es ist ein sehr enger Zickzackstich, der oft als Voreinstellung bei Nähmaschinen vorhanden ist. Mit ihm werden z. B. die Träger an einem BH zusätzlich befestigt oder das Ende eines Wäschegummis abgesichert.
Gibt es an der Nähmaschine keine Voreinstellung, stellt man als Ersatz einen sehr engen Zickzackstich ein. Man kann die Raupennaht mit der Naht eines Knopfloches vergleichen.
Voreinstellung der Nähmaschine
oder manuell: Stichlänge: 0,2 – 0,4 / Stichbreite: 2
5. Zickzackstich
Der Zickzackstich ist der bevorzugte Stich bei elastischen Stoffen, besonders wenn es um das Annähen oder dekorative Absteppen von Gummibändern aller Art geht. Er ist hochelastisch und unterstützt die Dehnbarkeit von Stoff und Gummi.
Stichlänge: 2,5 – 3
Stichbreite 2,5 – 3



Ein eng eingestellter Zickzackstich kann den Overlockstich der Nähmaschine ersetzen. Mit ihm gelingen hochelastische Seitennähte an Slips, T-Shirts oder Nachtwäsche.
Auch für das schnelle Versäubern der Seitennähte ist der Zickzackstich extrem praktisch.

6. Dreifach Zickzack
Mit dem dreifachen Zickzackstich werden Wäsche- oder Falzgummis von der rechten Stoffseite abgesteppt.
Dabei sticht die Nähmaschine zur Bildung dieses Stiches mehrfach in die Zickzacklinie ein. Das Ergebnis ist eine hochelastische Naht, die noch elastischer ist als ein normaler Zickzackstich.
Stichlänge: 1,5
Stichbreite: 5

Für schwierige Stoffe und Gummibänder ist dieser Stich ideal, denn er dehnt während des Nähens den Stoff nicht aus. Gibt es Probleme mit dem Zickzack beim letzten dekorativen Absteppen des Wäschegummis auf der rechten Stoffseite, ist dieser Stich die letzte Rettung. Er hat mir schon viele Slips gerettet.
7. Superstretch-Stich – Blitzstich oder Sägezahnstich
Der Superstretch-Stich ist der Stich beim Zusammennähen von elastischen Stoffen wie Jerseys oder Mikrofaser. Er ist ein schräger sehr eng eingestellter Zickzackstich, der hochelastisch ist ohne zu reißen.
Durch die enge Einstellung des Zickzack wirkt er fast wie ein Geradstich, denn die Naht ist schmal und hochelastisch.

Falsche Overlocknähte mit der Nähmaschine
Mit den sogenannten falschen Overlocknähten versucht die Nähmaschine die Eigenschaften einer Overlock nachzuahmen. Dabei werden gleichzeitig zwei Stoffstücke genäht und die Kanten versäubert. Diese Stiche werden (meistens) mit einem speziellen Overlockfüßchen genäht.
Der Overlockfuß verhindert, dass sich der Stoff während des Nähens zusammenzieht. Dies wird durch eine kleine Metallstrebe des Nähfußes erreicht, an dem man den Stoff entlangführt. Die Nadel sticht rechts neben der Metallstrebe ein, dadurch kann die Nähmaschine den Stoff nicht zusammenziehen oder einrollen.
Ich bin kein großer Freund der Overlockstiche an der Nähmaschine. Oft gibt es Probleme mit dem Stofftransport bei elastischen Stoffen. Bei der Verwendung eines Overlockfüßchen wird der Stoff nur mit einer Seite des Transporteurs durch die Maschine geschoben.

Wenn ich diese Stiche benutze, schneide ich eine größere Nahtzugabe und setze den Stich mit einem normalen Nähfüßchen ein. Den Stoff lasse ich dabei von beiden Schenkeln des Transporteurs transportieren. Der Stofftransport wird damit wesentlich verbessert! Das sorgt für einen guten Stich. Anschließend schneide ich die Nahtzugabe bis kurz vor die Naht zurück.
Zum Versäubern von Webwarenstoffen machen die Overlockstiche für mich durchaus Sinn, aber für elastische Stoffe finde ich sie problematisch.
8. Offener Overlockstich
Dieser Stich versäubert nicht nur die Kante, sondern ist ein Ersatz für die 3-fädige Overlocknaht. Ihn kann man notfalls auch zum Aufnähen eines Gummibandes nutzen.
9. geschlossener Overlockstich
Der geschlossene Overlockstich ahmt den Stich der 3- oder 4 fädigen Overlock-Naht am besten nach. Die Naht ist elastisch und die Stoffkante wird dabei von Garn umschlossen und versäubert.

10. Wabenstich
Der Wabenstich wird häufig als Ziernaht eingesetzt, man kann ihn aber auch zum Aufnähen von einfachen Gummibändern verwenden.
Nähmaschinennadeln
Für Unterwäsche aus Jersey oder Wäschestoffen sind Stretch– oder Super-Stretch-Nadeln für die Nähmaschine ideal. Sie haben eine Kugelspitze und gleiten sanft an den Maschen vorbei, ohne sie zu beschädigen. Willst Du Wäsche mit einer Zwillingsnadel nähen, brauchst Du ebenfalls eine Variante mit abgerundeter Spitze.
Nähe Unterwäsche auf keinen Fall mit Standard-Webwaren-Nadeln, denn sie können das Material beschädigen und Löcher verursachen. Ihr Spezialgebiet sind gewebte Stoffe und keine feine Maschenware.
Jersey-Nähmaschinennadeln sind ebenfalls nur bedingt geeignet! Mit ihnen näht man vorrangig Baumwolljerseys, denn sie schonen mit ihrer abgerundeten Spitze die feinen Fasern. Beim Nähen von Falzgummis und Wäschegummis können sie Stiche auslassen. Stretch- und Superstretchnadeln sind in diesem Fall die bessere Wahl, sie sind sozusagen die Allrounder zum Dessous nähen.
Ausgelassene Stich in Mikrofasern:
Bei feinen Mikrofaserstoffen kann man bei ausgelassen Stichen bessere Ergebnisse mit einer Microtexnadel erreichen. Das gilt leider nicht pauschal für alle Mikrofaserstoffe, aber es ist einen Versuch wert, wenn alle anderen Nadeln Stiche auslassen.

Vielen Dank für die nützlichen Infos! Die meisten Stiche kannte ich schon, aber den “Sägestich” habe ich tatsächlich noch nicht benutzt bzw. ich wusste nicht, dass es ein extra geeigneter Stich für besonders elastische Nähte ist. Ich nähe nicht so viel Jersey, habe aber für dieses Jahr einige Projekte am Start, bei denen mir dieses Wissen sehr nützlich sein wird.
Eine Frage habe ich dennoch: In englischen Nähcommunities wird oft von einem “wobble stitch” gesprochen und auf einen engen, aber flachen Zickzackstich verwiesen. Ist damit der Sägestich gemeint?
Ich denke, der Wooble Stitch soll den Sägezahn-Stich ersetzen, wenn die Maschine ihn nicht nähen kann. Die Einstellung dafür sind Stichlänge 2,5 Stichbreite 1.
Danke, für die sehr hilfreichen Informationen zu den Nutzstichen beim Dessous nähen. Vielleicht traue ich mich auch mal an ein Teil. Liebe Grüße Hohenlohe
Hallo Heide-Marie,
freue mich, dass ich Dir mit meiner Übersicht helfen konnte. Einfach anfangen, spätestens nach dem 3. Slip hast Du den Bogen raus.
Liebe Grüße,
Bettina
Merci pour ce tuto, très instructif.