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Jedes Nähprojekt beginnt mit dem Lesen des Schnittmusters. Es gibt jedoch ein paar Dinge die man wissen sollte, bevor es losgeht. Ist die Nahtzugabe enthalten? Wieviel Stoff brauche ich? Wie sieht es mit  Nähzubehör und Kurzwaren aus? Im folgenden Artikel gebe ich euch einen Überblick, wie man ein Schnittmuster ganz einfach lesen kann.

Schnittmuster lesen und verstehen

Bei vielen Schnittmustern ist es eine kleine Herausforderung, alle Informationen zu verstehen. Ob Magazin oder kleiner Designer, jeder schreibt die Nähanleitung auf seine eigene Weise. Anfängern kann es schwerfallen, das Fachchinesisch zu richtig verstehen.

Das Schnittmuster-Bild

Mit viel Aufmerksamkeit sollte man alle Bilder des Schnittmusters studieren. Neben der Beschreibung können wir häufig Dinge entdecken, die nicht beschrieben sind. Mit der Zeit entwickelt man als Hobbyschneider/in einen Blick für die Details. Ich schaue z. B. auf die Proportionen, Nahtverläufe, Schulterlinie und Saumlänge.

Schnittmuster einfach lesen

Wurde das Bild mit einer “nomalen” Person aufgenommen? Oder mit einem gertenschlanken Modell? Ich liebe Ottobre für ihre Bilder mit ganz normalen Frauen. Mit ihnen kann man sich gut vorstellen, wie das Schnittmuster bei einem selber wirkt. Weitere Schnittmuster-Designer wie z. B. Colette Patterns mit ihrem Seamwork-Magazin fotografieren stets zusätzlich mit Plus-Size-Modells. Das ist überaus hilfreich, denn nicht alle haben eine Idealfigur.

Schnittmuster-Zeichnung

Das Foto zeigt in der Regel nicht alle Details, die ein Schnittmuster beinhaltet. Muster und Farben können Details verschlucken. In der Zeichnung sehen wir eine detaillierte Ansicht. Enthält das Schnittmuster-Varianten, sind sie in der Zeichnung deutlich zu erkennen.

Schnittmuster einfach lesen und verstehen

Die Schnittmuster-Beschreibung

Einen Überblick über das Schnittmuster finden wir in der Beschreibung. Hier wird der Schnitt in kurzen Wörtern erläutert und man bekommt ein Gefühl für das Kleidungsstück.  Wichtige Hinweise wie “körpernah geschnitten” oder mit “viel Bewegungsweite” lassen erahnen, wie wie es später sitzt. Das sollte man auf keinen Fall überlesen, denn es liefert wichtige Hinweise.

Ist ein Schwierigkeitsgrad angegeben,  können wir grob abschätzen ob es für uns geeignet ist.  Einfache Nähprojekte für Anfänger enthalten keine schwierigen Details und sind in ein paar Stunden genäht.

Neben allgemeinen Informationen finden wir auch Details über Taschen, Ausschnitte und die enthaltenen Schnittmuster-Varianten z. B. Lang- oder Kurzarm oder mit und ohne Kragen.

Näherfahrung

Die Erfahrung oder englisch Skill Level beschreibt die notwendigen Kenntnisse, um das Schnittmuster zu nähen. Besonders bei englischsprachigen Designer ist dieser Hinweis sehr häufig zu finden und zeigt mit “Beginner” (Anfänger), “Intermediate” (Fortgeschritten) oder “Advanced” (Profi) den Schwierigkeitsgrad an. Ist ein Schnittmuster für Anfänger deklariert, wird es kaum Kragen, Einfassungen und viele Schnitteile enthalten.

Wie lese ich ein Schnittmuster?Positive Beispiele sind Seamwork, Grainline Studio, und Closet Case Patterns.

Bei deutschsprachigen Magazinen wie z. B. Burda wird der “Level” angegeben oder mit schwarzen Punkten der Schwierigkeitsgrad dargestellt. Auf den Einzelschnitten von Burda finden wir stilisierten Garnrollen. Bei Ottobre werden zwei Punkte unterhalb der Schnittmuster-Zeichnung abgedruckt.

Einzel- oder Mehrgrößenschnitt

Reine Einzelgrößen-Schnittmuster sind sehr selten zu finden, und werden in der Regel nur als Download-Schnitt angeboten.

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Der Standard sind Mehrgrößenschnitte, bei denen alle Größen übereinander liegen. Das hat den Vorteil, daß man zwischen zwei Größen sehr gut gradieren kann. Benötigt man bei einem Kleid für den Oberkörper Gr. 42 und für die Taille/Hüfte Gr. 46  kann man die Schnittlinien einfach verbinden und die individuelle Anpassung gelingt mühelos.

In Magazinen finden wir Schnittmusterbögen, die mehr als ein Schnittmuster enthalten. Hier wird über Farben und Schnittmusterlinien (gestrichelt, gepunktet…) der Schnitt aufgedruckt. Dies ist besonders für Anfänger sehr irritierend. Um mit ihm zu arbeiten müssen alle Schnitteile herauskopiert werden.

Ein wenig leichter ist es mit einem Mehrgrößenschnitt für ein einzelnes Schnittmuster. Angeboten werden sie z. B. von Burda, Butterick und Vouge. Im Schnittmuster-Umschlag finden wird ein oder mehrere Seidenpapierbögen, auf denen der Schnitt aufgedruckt ist. Hierbei liegen nur die Linien für ein Schnittteil übereinander. Diesen Schnitt muss man nicht unbedingt kopieren, mann kann ihn auch ausschneiden. Ein Nachteil des Ausschneiden ist jedoch das der Charme des Mehrgrößenschnittes verloren geht. Will man diesen Schnitt später noch einmal in einer anderen Größe nähen ist dies nicht mehr möglich. Man muss ihn neu kaufen.

Sehr populär wurden in den letzten Jahren PDF-Mehrgrößenschnitte. Sie sind ähnlich aufgebaut wie Mehrgrößenschnitte auf Seidenpapier. Auch bei ihnen liegen die Schnittmusterlinien der einzelnen Größen übereinander. Bevor es jedoch an das Zuschneiden geht, muss man die einzelnen Seiten schneiden und zusammensetzen. Dies kann ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, besonders bei Schnitten mit mehr als 30 Seiten. Der großer Vorteil ist jedoch, das das Schnittmuster beliebig oft gedruckt werden kann. So entfällt die lästige Arbeit des kopieren, weil wir unsere Größe einfach ausschneiden können. Wollen wir das Schnittmuster in einer anderen Größe nähen, wird einfach neu ausgedruckt.

Mehrgrößen-Schnittmuster in Zeitungen

Die Beschreibung von Schnittmustern in Nähzeitschriften ist kurz und knapp. Auf einen Blick findet man alle wichtigen Informationen zum Vorbereiten und Einkaufen. Die einzelnen Nähschritte werden sehr kurz beschrieben und setzen bereits einige Erfahrung voraus.

Das folgende Beispiel von Ottobre und Burda zeigt, wie man mit kleinen Unterschieden alle Eckpunkte des Schnittes beschreibt.

Schnittmuster ganz einfach erklärt

Maßnehmen

Die Auswahl der richtigen Größe beginnt mit dem Messen unserer Körpermaße. Bei Burda z. B. wird eine Anleitung zum Maßnehmen auf das Schnittmuster gedruckt. Man sieht genau, wo gemessen werden soll. Die Nummern des Maße sind der Schlüssel an der Maßtabelle.

Messen für das Schnittmuster - Schnittmuster lesen und verstehen

Maßtabelle / Größentabelle

Für eine gute Passform werden genaue Masse benötigt. Die sollte man mit sehr viel Sorgfalt messen. Mit dem Körpermassen wird die Schnittmustergröße ausgewählt.

Für Oberteile gilt als Orientierung Brustumfang und Schulterbreite. Für alle Unterteile wie Hosen oder Röcke ist die Hüftweite entscheidend.

Nach Burda-Schlüssel verbirgt sich hinter Nr. 2 die Oberweite, 3. die Taille und 4. gibt die Hüftweite an.

Masstabelle Schnittmuster Burda

Je nach Designer können die Maße der Kleidergrößen voneinander um einige Zentimeter variieren. Deshalb sollte man die Maßtabelle genau lesen.

Stoffempfehlung

Die Stoffempfehlung gibt an, welcher Stoff für dieses Schnittmuster geeignet ist. Dies sollte man wirklich beachten, denn das Schnittmuster wurde für einen speziellen Stoff entwickelt.

Bei einer Bluse kann es (fast) egal sein, ob eine geringe Menge Elasthan im Stoff enthalten ist oder nicht. Mit ein bisschen Stretch wird die Bluse voraussichtlich angenehmer zu tragen sein. Bei einer Hose hingegen ist es entscheidend! Benötigt z. B. ein Schnittmuster für eine enge Jeans einen wirklich stretchigen Stoff, dann ist sie mit einem Stoff ohne Dehnbarkeit sicherlich zu eng.

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Gleiches gilt selbstverständlich für Jerseys, Sweatshirts und alle andere Maschenwaren. Ein T-Shirt kann man nicht aus einem robusten Baumwollstoff nähen.

Stoffbedarf / Materialverbrauch

Die benötigte Menge an Stoff ist abhängig von der Konfektionsgröße. Regulär wird die Stoffmenge für einen Stoff mit einer Breite von ca. 140 – 150 cm angegeben. Meistens finden wir auch eine zweite Angabe für einen weniger breiten Stoff mit 114 cm.

Diese Angaben sind so konzipiert, das der Stoffbedarf ausreichend ist und eine kleine Sicherheitszugabe hinzugerechnet wurde. Um sicherzugehen, dass der Stoff wirklich reicht, sollte man diese Menge wirklich kaufen. Auch wenn hinterher eventuell ein kleines Stück übrig bleibt.

Vor dem Kauf sollte man bedenken, dass der Stoff beim Waschen einlaufen kann. Diese Menge, ca. 5 – 15% je nach Stoffart, muss man auf jeden Fall berücksichtigen. Infos zu der richtigen Behandlung des Stoffes vor dem Nähen findest Du hier: Stoffe vorwaschen und pflegen | Strickstoff, Baumwolle, Seide & Co.

Sonstige Kurzwaren und Bügeleinlage

Ist für das Nähen neben Stoff weiteres Material wie z. B. Knöpfe, Reißverschlüsse oder Ösen notwendig, wird dies ebenfalls in der Materialliste aufgeführt. Hier erfahren wie wieviele Knöpfe wir benötigen oder wie lang der Reißverschluss sein muss. Eben alles, um das Kleidungsstück zu nähen.

Material

Brauchen eine Bügeleinlage zur Verstärkung von Schnitteilen für z. B. einen Kragen, sollte man sich genau an die Angabe halten. Wird eine zu starke oder weiche Bügeleinlage verwendet, kann das ganze Nähprojekt misslingen. Will man eine festere Taschen und und den Boden mit einer stabilien Einlage verstärken, wird kaum eine leichte Einlage für Blusen ausreichen.

Bei meinem Beispiel-Schnittmuster fehlt die Angabe, welche Bügeleinlage geeignet ist. Das ist sehr schade, denn ein zu steifer Kragen macht an einer Hemdbluse keinen Spass.

Wer mehr über verschiedene Bügeleinlagen erfahren möchte, findet bei Vlieseline eine gute Übersicht.

Schnittübersicht der Schnittteile

Jedes Schnittmuster beinhaltet eine Art Inhaltsverzeichnis. Es führt alle Schnittteile mit vollständiger Bezeichnung auf. Weiterhin gibt es an, wie oft es für welches Modell zugeschnitten wird.

Schnittmuster Schnitteile

Zuschneideplan

Der Zuschneideplan zeigt, wie die Schnitteile auf dem Stoff platziert werden. Zu beachten sind hierbei der Stoffbruch und der Fadenlauf.

Regulär wird in doppelter Stofflage zugeschnitten. Sehr selten werden Teile in einfacher Stofflage zugeschnitten. Dies ist nur für z. B. einfache Taschen oder Rock- Hosenbund üblich.

Bei jedem Schnittmuster finden wir eine Information, wie oft das Schnitteil und aus welchem Material es zugeschnitten wird.

Zuschneideplan für ein Schnittmuster

Das Schnittmusterteil

Bei Mehrgrößenschnittmustern werden alle Teile mit einem leichten Versatz zwischen den Größen gedruckt. Es erleichtert uns das Ausschneiden oder Abpausen. Neben der Bezeichnung und Nr. finden wir alle notwendigen Angaben wie Fadenlauf, Modell und die Linien der Konfektionsgroesse.

Alle zusätzlichen Details wie Falten, Abnäher, Knopfpositionen müssen wir vor dem Nähen auf den Stoff übertragen.

Schnittmusterteil

Zeichenerklärung

Die kleinen Piktogramme auf dem Schnittmusterbogen zeigen wichtige Details. Je nach Herstellen können sie unterschiedlich dargestellt werden,  zeigen jedoch alle Markierungen für den Stoffes an.

Zeichenerklaerung Schnittmuster

Die Schnittmuster dieses Tutorials

Die Bilder in meinem Tutorial sind von einer klassischen Burda-Hemdbluse Nr. 6849, die ich so oft genähte habe, dass ich es nicht mehr zählen kann. Ich liebe das Schnittmuster, denn man kann mit ihr tolle Blusen für Freizeit und Büro nähen.

Der Schnitt ist körpernah und hat schöne Details wie Schulterpassen, eine Rückennaht und eine Brusttasche. Mit den Abnähern in Vorder- und Rückenteil wird die Bluse unserer Figur angepasst und umschmeichelt unsere Kurven. Sie ist ideal um sie “in” Rock und Hose zu tragen. Mit dem schön gebogenen Saum kann man sie aber auch sehr gut über der Hose tragen. Durch die körpernahe Schnittführung trägt sie nicht auf.  Im Winter ist sie durch dem Hemdblusenkragen toll für Pullover.

Durch die vielen aufwändigen Details wie Kragen, Manschetten und Passen braucht man einige Zeit, bis sie fertig genäht ist.  Für Anfänger finde ich sie wenig geeignet, denn einen hübschen Kragen zu nähen ist anspruchsvoll.

Am liebsten mag ich sie aus einem stretchigen Blusenstoff, der beim Tragen nachgibt. Sonst spannt sie bei Bewegungen zu sehr an den Armen.

(alle Bilder von Burdastyle)

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Bettina Müller

Bettina Müller

Bettina eine leidenschaftliche Schneiderin aus Hannover und Gründerin von Nähtalente!

Nähtalente steht für Lieblingsschnitte zum Selbermachen und Nähen lernen. Du bekommst die besten Tipps für tolle Kleidung zum Nähen, Schnittmuster an deine Maße anzupassen und neue Nähtechniken zu erlernen.

Nähen macht nicht nur glücklich, sondern ist auch ein nachhaltiges Hobby. Fühl dich wohl und nähe deine Kleidung einfach selber.

8 Kommentare

  1. WOW, nach genau so einer detaillierten Anleitung, die “außen auf der Verpackung” anfängt, habe ich ewig gesucht. Ich war als Anfängerin schon am Verzweifeln mit meinem allerersten Schnittmuster. Vielen, vielen, vielen Dank!!!

  2. Hallo Frau Müller,
    Ich bin eigentlich mit den Schnittmustern von der Zeitschrift Burda immer gut zurechtgekommen.
    Jetzt habe ich trotzdem ein Problem, den Schnitt habe ich bereits kopiert und den Pulli zugeschnitten. Jetzt finde ich aber auf dem Schnittbogen diese Schrägstreifen usw: die mit a, b c. angegeben sind,nicht.Ich brauche sie ja wegen den Maßen. Können Sie mir bitte einen Tipp geben, wo ich sie finde.
    Freundliche Grüße Inge Uhlemann

    • Hallo Frau Uhlemann,

      ich denke, die Schrägstreifen sind in der Nähanleitung beschrieben und werden ohne ein Schnittmuster zugeschnitten. Schauen Sie dort unter den Angaben für das Zuschneiden noch einmal nach.

      Falls Sie nicht fündig werden, nehme Sie am besten mit Burda direkt Kontakt auf. Sie werden Ihnen sehr gerne helfen.

      Herzliche Grüße und viel Erfolg,
      Bettina Müller

    • Hallo Astrid,

      das ist von Schnitt zu Schnitt verschieden. Normalerweise wird die Zugabe in den Erklärungen beim Zuschneiden beschreiben. Bei amerikanischen Schnitten ist die Zugabe oft enthalten, in Europa ist das nicht üblich.

      Liebe Grüße,
      Bettina

      Liebe Grüße,
      Bettina

  3. Vielen Dank für diese detallierten Erklärungen! Wenn man sich ein Mal richtig damit befasst hat, kommt man mit den Nähjournalen gut zurecht. Als Anfänger hätte ich diese tolle Zusammenstellung damals auch gut gebrauchen können. 😉
    LG Anne

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