Strickstoff mit der Nähmaschine nähen: Pullover
Strickstoffe sind ein tolles Material für kuschelige Kleidungsstücke, aber viele Hobbyschneider*innen haben Angst, sie mit der Nähmaschine zu verarbeiten. Dabei ist das Nähen von empfindlichen Stoffen gar nicht so schwer, wenn man einige Tipps und Tricks beachtet. In dieser Nähanleitung lernst du, wie du einen Strickpullover mit der Nähmaschine nähen kannst, ohne dass er ausleiert oder sich wellt.
Das Wichtigste beim Nähen von Strickstoffen ist die richtige Vorbereitung und das richtige Material. Du solltest deinen Stoff vor dem Zuschneiden eventuell waschen und trocknen, damit er bei der Wäsche nicht mehr einläuft. Danach solltest du ihn vorsichtig bügeln, um Falten zu glätten. Beim Zuschneiden musst du darauf achten, dass du den Fadenlauf einhältst und die Schnittteile nicht dehnst. Verwende am besten eine scharfe Schere oder einen Rollschneider.
Für das Nähen von Strickstoffen brauchst du eine spezielle Nadel, die für elastische Stoffe geeignet ist. Diese hat eine abgerundete Spitze, die die Fasern nicht beschädigt. Außerdem solltest du einen elastischen Stich wählen, der sich mit dem Stoff dehnt. Das kann zum Beispiel ein Zickzack-Stich oder ein Blitzstich sein. Vermeide es, den Stoff zu ziehen oder zu schieben, während du nähst. Lass die Nähmaschine die Arbeit machen und führe den Stoff nur leicht.
Die Nähte an einem Strickpullover nähst du mit einem Stich, der sich während des Tragens dehnen kann. Die einfachsten Stiche sind dafür der Zickzack-Stich oder der Blitzstich. Die Nahtversäuberung kannst du mit einem größeren Zickzack-Stich nähen. Ist der Strickstoff besonders empfindlich und dehnt sich stark, solltest du für alle Nähte einen kleinen Zickzack-Stich verwenden, weil ein eng eingestellter Blitzstich den Stoff dehnen kann.
Nahteinstellungen Stickstoff
- Nähte: Zickzack-Stich Stichlänge 2 / Stichbreite 2
- Versäubern: Zickzack-Stich mit Stichlänge 4 – Stichbreite 4
Die größte Herausforderung bei Strickstoffen ist die Dehnbarkeit beim Nähen. Viele Stecknadeln können helfen, die Stofflagen zu fixieren und das Verrutschen zu verhindern. Stecke die Stecknadeln waagerecht zur Stoffkante in den Stoff und nähe sehr langsam über die Stecknadeln.
Den Nähfußdruck solltest du verringern, wenn du es an deiner Nähmaschine einstellen kannst. Empfindliche Strickstoffe brauchen weniger Druck, als eine robuste Webware.
Wird der Stoff am Nahtanfang in die Nähmaschine gezogen, hilft das Festhalten des Ober- und Unterfadens. Nähe die ersten Zentimeter und halte dabei den Faden fest in der Hand, und der gestaute Nahtanfang ist kein Problem mehr.
Achte beim Zuschnitt auf eine auszeichnende Nahtzugabe von mindestens 1 cm. Der Stoff muss beim Nähen von den kleinen Zähnchen des Transporters erfasst werden, damit er gut transportiert wird.
Ein häufiger Fehler bei Strickstoffen ist das Nähen mit einem Overlock-Fuß der Nähmaschine. Dieser Fuß ist super geeignet, wenn man Webwaren-Stoffe versäubern will. Bei Strickstoffen führt er häufig zu Problemen, weil nur eine Seite des Transporteurs genutzt wird. Das kann problematisch sein und der Strickstoff wird gestaut und in die Maschine gezogen.
Die Nähte, die beim Tragen besonders gedehnt werden, kannst du mit Nahtband oder einem Streifen Vlieseline verstärken. Dies bügelt man vor dem Nähen auf eine Seite des Stoffes. Wende diesen Trick aber nur bei den Schulternähten an und nicht bei den normalen Nähten wie z. B. der Seitennaht.
Wenn du einen Strickpullover nähen möchtest, kannst du ein einfaches Schnittmuster verwenden, das aus einem Vorderteil, einem Rückenteil, zwei Ärmeln und den Bündchen besteht. Schneide alle Teile mit einer ausreichenden Nahtzugabe von 1 cm zu.
Mit diesen Tipps kannst du einen schönen Strickpullover mit der Nähmaschine nähen, der dir lange Freude bereitet. Trau dich ruhig an das Nähen von empfindlichen Stoffen heran und entdecke die vielfältigen Möglichkeiten, die dir Strickstoffe bieten.
Nähanleitung Strickpullover nähen
1. Schnittmuster herunterladen
In dieser Nähanleitung verwende ich das Schnittmuster Simple Sweater, das perfekt für Strickstoffe, Jersey und Sweatshirtstoff geeignet ist.
Simple Sweater – Damen Sweatshirt Gr. 34 – 54
Das Schnittmuster für das hübsche Shirt findest du in meinem Shop: Simple Sweatshirt für Damen
2. Schnittmuster richtig drucken
Drucke das Schnittmuster für den Strickpullover mit dem kostenlosen Programm Acrobat Reader und stelle die Druckfunktion auf 100 % oder tatsächliche Größe ein.
3. Material
Zum Nähen des Pullovers brauchen wir ca. 1,5 – 2 m Stoff mit einer Stoffbreite von 145 cm. Der Verbrauch ist abhängig von der Kleidergröße und Stoffbreite.
- Formband oder einen schmalen Streifen Vlieseline
- Jersey-Nähmaschinennadeln oder Super-Stretch-Nadeln
- Jersey-Zwillingsnadel
- Nähgarn
- Rollenschneider oder Zuschneideschere
- Stecknadeln
- Maßband
4. Zuschneiden des Strickpullovers
Die Nahtzugabe ist im Schnittmuster nicht enthalten und muss hinzugegeben werden. Ideal ist für das Nähen mit der Nähmaschine eine Nahtzugabe von 1 cm.
Schnittteile für das Sweatshirt wie folgt zuschneiden:
- Vorderteil 1x im Stoffbruch
- Rückenteil 1x im Stoffbruch
- Ärmel 2x
- Saumbündchen 2x
- Ärmelbündchen 2x
- Halsbündchen 1x
5. Passzeichen übertragen
Alle Passzeichen des Schnittmusters auf den Stoff übertragen und mit Stecknadeln, Schneiderkreide oder einem auswaschbaren Trickmarker markieren. Auch die Mitte des Vorder- und Rückenteils sowie der Bündchen markieren.
6. Schulternähte nähen
Um ein Ausdehnen des Strickstoffes zu verhindern, bügelst du das Nahtband mit mittlerer Temperatur auf die linke Stoffseite des Rückenteils. Platziere es mit 2 mm Abstand zur Schulternaht.
Lege das Rückenteil mit der linken Stoffseite auf den Tisch und stecke es mit dem Vorderteil an den Schulternähten zusammen. Die Stoffoberseiten liegen innen.
Stelle an der Nähmaschine für die Nähte einen Zickzack-Stich mit Stichlänge 2 und Stichbreite 2 ein.
Nähe beide Schulternähte mit Zickzack-Stich und 1 cm Nahtzugabe zusammen. Lege dabei die Seite mit dem aufgebügeltem Formband nach oben.
Vergrößere den eingestellten Zickzack-Stich auf Stichbreite 4 und Stichlänge 4.
Versäubere im nächsten Schritt die Nahtzugabe der Schulternaht mit dem vergrößerten Zickzack-Stich.
Das aufgebügelte Nahtband sorgt für eine schöne flache Naht, ohne das der Stoff gedehnt wird.
Beide Schulternähte nähen und versäubern.
Die Nahtzugabe der Schulternähte bügelst du in das Rückenteil.
7. Halsausschnitt nähen
Bevor du den Halsausschnitt nähen kannst, solltest du ihn in vier gleich große Teile unterteilen. Markiere zu Beginn die vordere und hintere Mitte mit Stecknadeln, dafür kannst du das Vorder- und Rückenteil zusammenfalten.
Nun markierst du den Punkt vor der Schulternaht, dafür legst du die vordere und hintere Mitte der Schnittteile übereinander.
Den Stoffstreifen für den Halsausschnitt faltest du zusammen und steckst ihn an den Seiten mit Stecknadeln.
Den Stoffstreifen nähst du wie zuvor mit kleinem Zickzack-Stich und faltest die Nahtzugabe auf.
Halsbündchen in vier gleich große Teile unterteilen und markieren.
Halsbündchen über die Mitte falten und stecken.
Die Naht des Halsbündchens wird direkt auf die hintere Mitte gesteckt.
Beginnend an der hinteren Mitte steckst du das Halsbündchen von innen in den Halsausschnitt.
Stecke zunächst das Halsbündchen den Vierteil-Markierungen fest.
Anschließen dehnst du das Halsbündchen leicht und steckst es zwischen den Markierungen fest.
Mit Zickzack-Stich das Halsbündchen in den Ausschnitt nähen und anschließend versäubern.
Nach dem Nähen wirst du sehen, dass sich der Halsausschnitt etwas zusammenzieht. Das ist notwendig und wichtig, damit der Ausschnitt am fertigen Pullover gut am Hals anliegt.
Die Nahtzugabe des Halsausschnittes bügelst du in Richtung des Pullovers und lässt ihn gut auskühlen.
Im letzten Schritt am Halsbündchen steppst du ihn mit der Zwillingsnadel ab.
Links neben der Naht steppst du den Halsausschnitt mit Zwillingsnadel und Geradstich fest.
Das Absteppen mit der Zwillingsnadel sorgt für einen hübschen Abschluss und befestigt die Nahtzugabe am Pullover. So bleibt auch nach dem Waschen alles an der richtigen Stelle.
8. Ärmel einsetzen
Die Passzeichen am Ärmel sorgen dafür, dass der Ärmel richtig in den Armausschnitt eingesetzt wird. Damit du die Passzeichen am rechten und linken Ärmel nicht verwechselst, solltest du das vordere und hintere Passzeichen unterschiedlich am Ärmel und am Vorder- und Rückenteil markieren.
Ich stecke immer am vorderen Passzeichen eine Stecknadel und am hinteren Passzeichen zwei Stecknadeln in den Stoff.
Zum Nähen des Ärmels legst einen Ärmel mit der Vorderseite nach oben auf den Tisch. In diesem Beispiel ist es der linke Ärmel.
Auch am Vorder- und Rückenteil findest du die Passzeichen für die Armausschnitte.
Zum Einnähen des Ärmels legst du den Pullover mit der linken Seite nach oben auf den Pullover.
Jetzt steckst du die Passzeichen des Ärmels und Armausschnittes zusammen. Die Schulternaht steckst du auf den Schulterpunkt des Ärmels.
Den Stoff des Armausschnittes dehnst du ganz leicht und steckst den Ärmel vollständig in den Ausschnitt. Anschließend den Ärmel nähen und versäubern.
Den zweiten Ärmel steckst und nähst du mit der gleichen Methode.
9. Seitennähte nähen
Nach den Ärmeln nähst du die Ärmel- und Seitennaht. Dafür steckst du die beiden Stoffkanten zusammen.
An den Nahtkreuzungen am Ärmel legst du eine Nahtzugabe nach hinten und eine nach vorne, damit keine dicke Stelle entsteht.
Die lange Naht des Ärmels und des Vorder- und Rückenteilst steckst du vor dem Nähen vollständig zusammen.
Beide Nähte nähen und anschließend versäubern.
10. Ärmelbündchen nähen
Ist der Ärmel fertig, nähst du die Ärmelbündchen für eine hübschen Abschluss.
Ärmelbündchen über die Mitte falten und an den Seiten nähen.
Nahtzugabe der Bündchen auffalten.
Nun faltest du die Bündchen zusammen, dass die Naht innen liegt, und teilst das Bündchen in zwei Teile ein und markierst sie.
Den Ärmel unterteilst du ebenfalls in zwei Teile.
Das Bündchen steckst du von außen auf den Ärmel. Die Markierungen treffen dabei aufeinander. Den Ärmel leicht gedehnt auf das Bündchen stecken.
Auf der Innenseite nähst du das Ärmelbündchen auf den Ärmel und versäuberst ihn.
Die Mehrweite des Ärmels wird dabei leicht eingehalten.
Beide Ärmelbündchen nähen und auf rechts wenden.
11. Saumbündchen nähen
Bevor du das Saumbünchen nähen kannst, unterteilst du den Saum des Pullovers in vier Teile.
Die Schnittteile für das vorbereitete Bündchen legst du aufeinander und steckst es an den Seiten. Die Naht nähst du mit mit Zickzack-Stich.
Nahtzugabe aufklappen, das Saumbünchen über die Mitte falten und in vier Teile unterteilen.
Damit du den Saum bessser auf dem kürzen Saumbündchen verteilen kannst, ist eine kleinere Unterteilung sinnvoll. Unterteile deshalb die Strecken zwischen zwei Stecknadeln und markiere Sie ebenfalls mit Stecknadeln.
Das Saumbündchen steckst du von außen auf den Saum und sorgst dafür, dass die Markierungen aufeinander treffen. Die Mehrweite des Pullovers verteilst du auf das lecht gedehnte Bündchen.
Saum nähen, versäubern und das Bündchen auf rechts wenden.
Die Saumnaht und den ganzen Strickpullover nach dem Nähen bügeln.
Fertig ist der selber genähte Strickpulli.