Eine Overlock reinigen und ölen ist wichtig, damit die Maschine gut läuft und perfekte Stiche macht. Mit etwas Pflege und wenigen Hilfsmitteln ist das leicht erledigt. Kleine Störungen wie z. B. ausgelassene Stiche lassen sich einfach beheben und nur selten brauchen wir eine Nähmaschinenreparatur.
Ich höre immer wieder, dass sich viele Hobbyschneider-/innen nicht an die Pflege der eigenen Overlock herantrauen. Bricht eine Nadel oder der Faden reißt, ist es ein großes Drama. Dabei ist es kein Hexenwerk, und jeder kann es lernen.
Eine Zeitlang habe ich in einem Nähmaschinengeschäft gearbeitet, und viele lustige Geschichten erlebt. Manchmal wurde z. B. jahrelang mit den ersten Nadeln genäht!
Warum sollte man eine Nadel gegen eine Neue tauschen, wenn Sie nicht abgebrochen ist? Eine Nähmaschinennadel wird durch das Nähen stumpf und sticht nicht mehr sauber durch den Stoff. Die Overlock kann damit keine guten Stiche bilden. Häufig sind ausgelassene Stiche oder Löcher im Stoff dann kein Wunder.
Ähnliches gilt für Stichplatten. Die kann man abschrauben und darunter sauber machen? Ja, das kann man mit guten Gewissen selbst erledigen. Dafür braucht man keinen Nähmaschinentechniker. Raketentechnik! Das traue ich mich nicht.



Bitte nicht schmunzeln, solche Geschichten sind keine Seltenheit. Verschmutze Maschinen mit vielen Wollmäusen sind keine Ausnahme. Ab einem Gewissen Alter oder wenn die Augen nicht mehr richtig mitmachen kann ich es gut verstehen, wenn man dabei Hilfe braucht. Aber alle anderen finden diese Informationen in der Bedienungsanleitung ihrer Overlock.
Wenn ich eine Einführung an der Nähmaschine oder Overlock mache, zeige ich Reinigungsarbeiten zuerst. Das gehört für mich zum guten Service in einem Fachgeschäft. Um so länger hat man Freude an der neuen Maschine
Zum Overlock reinigen und ölen werden Nähgarn, Stichplatte, Nähfuß und die Maschinennadeln entfernt. Anschließend mit einem Pinsel Nähstaub, und Garnreste sorgfältig herausputzen. Bei Bedarf mit einem Staubsauger die Overlock vorsichtig aussaugen. Das Gehäuse wird mit einem weichen Lappen geputzt.
Zum Ölen einer Overlock werden die Ölstellen in der Maschine mit 1 – 2 Tropfen säure- und harzfreiem Nähmaschinenöl versorgt. Dabei sollte man alle beweglichen Teile, die frei zugänglich sind, ölen. Welche Stellen geölt werden müssen, kann man in der Bedienungsanleitung nachlesen.
Das hängt sehr stark von der Nutzung und vom verwendeten Stoff ab. In der Regel sollte man eine Maschine nach spätestens 5 – 10 Betriebsstunden sauber machen und etwas ölen. Näht man allerdings sehr stark flusendes Material wie z. B. Kunstfell ist nach dem Nähen eine Reinigung erforderlich. Nicht warten, bis die Maschine nicht mehr nähen will.



Zum großen Reinemachen brauchen wir nicht viel Werkzeug und Zubehör. Auf jeden Fall benötigt man aber
- Nähmaschinenöl
- weichen Lappen
- Pinsel
- Schraubendreher oder ggf. das Werkzeug der Nähmaschine
- große Pinzette
- neue Nähmaschinennadeln
- saugfähiges Küchenkrepp
Overlock reinigen und Ölen – Schritt für Schritt



Schritt 1: Nähgarn entfernen
Mit einer Schere die Fäden auf Höhe des Fadenarms abschneiden und alle Garnkonen entfernen.



Das Nähfußchen hochstellen, um die Fadenspannung zu lösen und alle Fäden aus der Maschine herausziehen.



Schritt 2: Gehäuse aufklappen
Das Gehäuse der Overlock aufklappen und kontrollieren, dass kein Faden mehr im Greifersystem hängt.
Hat man die Maschine aufgeklappt, kann man mit einem Blick die Verschmutzung sehen. Mir wird dann oft erst bewusst, wie viel ich genäht habe, ohne die Maschine zu reinigen.



Schritt 3: Nähnadeln entfernen
Jetzt die Nähnadeln aus der Maschine entfernen. Die einzelnen Nadeln sind dabei jeweils mit einer Schraube gesichert. Entweder kann man sie mit einem Schraubendreher lösen (z. B. Babylock) oder man benötigt ein spezielles Werkzeug wie bei meiner Bernina L460 Overlock.



Bei meiner Bernina finde ich das Spezialwerkzeug in der Klappe. Bei anderen Herstellern wird es in der Regel in der Zubehörtasche verwahrt.
An dieser Stelle muss ich mal Bernina loben. Das Zubehör in der Klappe unterzubringen ist eine wirklich geniale Idee. Ob Pinzette, Pinsel oder Fadenkonverter, alles hat seinen Platz und ist gut gesichert.



Wenn die Nadeln entfernt sind, nicht vergessen die Schrauben wieder leicht anziehen. Sie fallen beim Reinigen gerne heraus und können spurlos irgendwo in der Maschine verschwinden.



Schritt 4: Nähfuß entfernen
Auf der Rückseite des Nähfußes den Hebel leicht drücken, und der Nähfuß löst sich aus dem Nähfußhalter.



Schritt 5: Stichplatte entfernen
Die Schrauben der Stichplatte mit einem Schraubendreher oder Spezialwerkzeug lösen und beiseitelegen.



Anschließend die Stichplatte vorne anheben und herausziehen.



Schritt 6: Nähstaub und Fadenreste entfernen
Mit einem Pinsel den Staub und alle Fadenreste aus der Maschine vorsichtig herausputzen.



Mit einer Pinzette kann man größere Wollmäuse gut entfernen.
Wer mag, saugt die Maschine vorsichtig mit einem Staubsauger aus. Ich arbeite dabei parallel gerne mit dem Staubsauger in der einen und einem Pinsel in der anderen Hand. So kann man den fliegenden Staub gleich einfangen.
Von Druckluftspray, das einem gerne verkauft wird, bin ich nicht überzeugt. Bei falscher Anwendung wird mehr Dreck in die Maschine hineingepustet als dabei herauskommt.



Falls sich bei Deiner Maschine die linke Gehäuseseite öffnen lässt, auch von dieser Seite gut putzen.



Schritt 7: Gehäuse reinigen
Von Außen die Maschine mit einem weichen Lappen vom Staub befreien. Bei starker Verschmutzung kann man auch mit einem feuchten Tuch arbeiten.



Schritt 8: Stichplatte und Nähfüßchen reinigen
Die Stichplatte von unten reinigen, auch hier hängt gerne etwas Nähstaub fest. Gleiches gilt natürlich auch für das Nähfüßchen.
Dabei kann man die Stichplatte auf Beschädigungen prüfen. Ist die Stichplatte stark ramponiert von abgebrochenen Nadeln sollte man sie ggf. Austauschen oder zumindest, sofern noch möglich, bei einer Nähmaschinen-Werkstatt polieren lassen.



Schritt 9: Ölen der Overlock
Nun alle Ölstellen (bewegliche Teile) mit 1 – 2 Tropfen Nähmaschinenöl ölen. Auf keinen Fall ein Pflanzenöl verwenden, da es früher oder später ranzig wird und die Maschine verklebt.
Das Nähmaschinenöl nur sparsam verwenden, überflüssiges Öl mit einem Küchenkrepp aufsaugen. Die Maschine sollte in keinem Fall im Öl gebadet werden. Lieber zu wenig ölen als zu viel.



Welche Ölstellen in deiner Maschine zu ölen sind, kannst du aus der Bedienungsanleitung entnehmen.
Als Beispiel habe ich ein Bild aus meiner Bedienungsanleitung der Bernina L460 Overlock eingefügt.



Schritt 10: Maschine wieder zusammensetzen
Als Erstes setzen wir nach der Reinigung die Stichplatte wieder ein und befestigen sie mit den Schrauben.



Hat man mit den Nadeln eine Menge genäht, sollte man auf jeden Fall neue Nadeln einsetzen.



Seit einiger Zeit verwende ich zum Einsetzen der neuen Nadeln einen Einfädler, in den man jeweils eine Nadel einsetzen kann.



Durch die abgeflachte Seite des Nadelhalters wird das Einsetzen extrem erleichtert, und die Nadel rutsch dabei nicht mehr durch die Finger.
Zu finden bei fast jedem Nähmaschinenhändler oder bei Amazon: Einfädler und Nadelhalter



Schritt 11: Einfädeln der Overlock
Zum Schluss will ich noch zeigen, wie ich meine Overlock einfädele. So oder ganz ähnlich werden alle Overlockmodelle ohne Luft-Einfädelung wie z. B. von Bernina, Juki oder Elna eingefädelt.
Zuerst den Fadenarm herausziehen und in die höchste Position bringen.
Ich beginne mit den Nadelfäden und fädele zuerst die linke Nadel ein. Das Overlockgarn über den Fadenarm legen und mit beiden Händen spannen.



Den Faden in die Fadenvorspannung ziehen und darauf achten, dass der Faden sauber geführt wird.



Den Faden zwischen die Fadenspannungsscheiben ziehen und den Einfädelwegen folgen. Mein Einfädelweg des linken Nadelfadens ist an der Maschine mit gelben Punkten markiert.



Der Fadenführung weiter folgen und das Overlockgarn in den linken Schlitz der Fadenführung ziehen.



Mit einer Pinzette den Nadelfaden einfädeln
Auf diese Weise ebenfalls den rechten Nadelfaden über die Fadenführungen der Maschine einfädeln.



Oberen Greifer einfädeln
Wie zuvor bei den Nadelfäden des Overlockgarns für den Fadenarm legen.



Das Garn in die Fadenvorspannung ziehen.



Die Einfädelwege des Obergreifers sind bei meiner Bernina in blau markiert.



Häufig findet man in Maschinen einen Aufkleber, der zusätzlich zum Handbuch die Einfädelwege zeigt.



Faden in die Fadenführungen einhaken.



Allen Punkten folgen die farblich (in diesem Fall blau) markiert sind.



Mit einer Pinzette den oberen Greifer einfädeln, in dem der Faden durch das kleine Loch am Greifer geführt wird.



Den Faden kann man erstmal über den Nähfuß legen, bis der untere Greifer eingefädelt ist.



Unteren Greifer einfädeln
Jetzt folgt der untere Greifer mit der roten Markierung.



Auch hier den Faden in die beiden Haken der gemeinsamen Fadenführung einhaken.



Jetzt den Faden in die vertikale Fadenführung bringen.



Als Nächstes muss man den Faden in einen kleinen Haken links vom Greifer einfädeln. Hierzu wird bei den meisten Maschinen ein klappbarer Mechanismus verwendet.
Den Hebel betätigen und die Vorrichtung klappt nach rechts. Der Haken für den Greifer wird jetzt sichtbar.



Den Faden in das Häkchen legen.



Mit einer Pinzette den Faden in das kleine Loch im oberen Greifer einfädeln.
Eine Drehung am Handrad und der Mechanismus klappt wieder in die ursprüngliche Position zurück. Dabei den Faden für den oberen Greifer festhalten.



Zum Schluss prüfe ich, ob alle Overlockfäden leicht durch die Maschine laufen. Hierzu unbedingt den Nähfuß hochstellen! Ist der Nähfuß in der unteren Position, wird die Fadenspannung aktiviert und man kann nur mit viel Kraft die Fäden ziehen.



Zum Nähen alle Fäden unter den Nähfuß legen.



Um die Fadenspannung zu testen nähen wir eine Probenaht.
Da vom Ölen noch etwas Nähmaschinenöl an den Fäden haften kann, nähe ich die ersten Nähte mit Küchenkrepp.



Die Fadenspannung und Stichbildung kontrollieren. Sollte kein Stich gebildet werden, hat man an einer Stelle in der Maschine falsch eingefädelt. Das Beste, was man jetzt tun kann, ist die Maschine auszufädeln und nochmal neu zu beginnen.
Das klingt erstmal nach viel Arbeit, aber das ist die schnellste Methode zur Fehlerbeseitigung. Ich habe oft schon stundenlang gesucht, was die Stichbildung verhindert.
Overlock reinigen und ölen – was sind deine Tipps oder Schwierigkeiten?
Wenn Du deine Tipps zur Pflege und Wartung verraten möchtest, schreibe bitte einen Kommentar. Selbstverständlich kannst Du auch gerne Deine Fragen stellen und ich versuche Dir zu helfen.
Ich hoffe, Dir hat meine Anleitung für das Reinigen und Ölen der Overlock gefallen.
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