Jeans nähen Teil 5: Jeansnähte richtig nähen
Willkommen zurück zum Jeans Sew Along 2018!
Bevor wir im nächsten Teil mit dem Zuschneiden und Vorbereiten beginnen, möchte ich Euch die Nähte zeigen.
Es lohnt sich die Nähte genauer anzusehen, dann klappt das Nähen mühelos. Besonders bei Jeans sind die äußerst langlebigen und robusten Nähte ein wichtiger Bestandteil, denn sie müssen eine Menge aushalten.
Grundsätzliches zu den Jeansnähten
Die Ziernähte der Jeans werden mit einem normalen Unterfaden in der Spule genäht. Nur für den Oberfaden verwenden wir Jeans- oder Ziergarn.
Warum? Ganz einfach. Die Fadenspannung der Spule ist für normales Nähgarn eingestellt. Verwendet man ein sehr dickes Ziergarn, muss man die Unterfadenspannung anpassen.
Da wir zum Nähen häufiger zwischen normalen Nähten und Ziernähten wechseln, müsste man jedes Mal die Unterfadenspannung verstellen.
Sind dieses Nähte haltbar? Ja! Nur bei jahrelang gelagertem Garn oder schlechter Qualität kann es zu Fadenbrüchen kommen. Deshalb verwende ich stets für Ober- und Unterfaden Qualitätsgarn.
Normale Nähte
Alle normalen Nähten wie z. B. die Seitennähte der Jeans (innen) werden mit normalem Nähfaden genäht. Hier brauchen wir kein Jeansgarn. Nähgarn ist völlig ausreichend und genügend haltbar.
Stichlänge 2,5
Ziernähte
Die Ziernähte werden mit Jeansgarn (nur Oberfaden Jeansgarn, Unterfaden normales Nähgarn) genäht. Die ideale Stichlänge ist 3 – 4. Je nachdem wie robust die Naht wirken soll, um so größer wird die Stichlänge eingestellt.
Am besten auf einem Stückchen Stoff ein paar Probenähte nähen, um zu sehen wie der Stich wirkt. Falls Deine Nähmaschine über einen verstellbaren Füsschendruck verfügt, stelle ihn auf normale Position. Ist der Nähfußdruck zu hoch, wird der Stich zu lang.
Stichlänge 3 – 4
Kappnaht nähen
Die lange Naht der Beininnenseite kann man wunderbar mit einer Kappnaht nähen. Sie ist besonders strapazierfähig und sieht toll aus. Es geht leicht, wenn man weiß wie es geht. Die Voraussetzung dafür ist eine 1,5 cm breite Nahtzugabe.
Damit die Kappnaht an der Jeans gut gelingt, will ich Dir das Nähen Schritt für Schritt zeigen. Es ist gut die Naht an einem Stück Stoff zu üben, bevor man diese Technik an der Jeans ausprobiert.
1. Naht steppen
Den Stoff wie gewohnt aufeinander legen und die Naht mit normalen Nähgarn steppen.
2. Nahtzugabe zurückschneiden
Mit einer Schere oder Rollschneider die Nahtzugabe auf 0,7 cm zurückschneiden.
3. Nahtzugabe bügeln
Nahtzugabe bügeln, die zurückgeschnitten Zugabe liegt dabei innen.
4. Nahtzugabe einschlagen
Die lange Seite der Nahtzugabe eingeschlagen bis zur Steppnaht. Die Zugabe wird dabei um die zurück geschnittene Zugabe herumgelegt.
5. Nahtzugabe feststecken
Stück für Stück die Nahtzugabe einschlagen und mit Stecknadeln feststecken.
6. Kappnaht steppen – 1. Nahtlinie
Mit Ziergarn im Oberfaden steppen wir die 1. Nahtlinie. Dazu muss die Nadel knapp neben dem Falz einstechen. Die eingeschlagene Nahtzugabe wird dabei fixiert.
7. Kappnaht steppen – 2. Nahtlinie
Die 2. Nahtlinie wird daneben knappkantig zur Naht genäht.
Die fertige Kappnaht ist ideal für die lange innere Beinnaht. Sie ist sehr belastbar und muss z. B. beim Fahrrad fahren eine Menge aushalten.
Von innen ist die Naht schön flach und freundlich zur Haut ohne zu kratzen. Durch die eingeschlagene Nahtzugabe brauchen wir die inneren Beinnaht nicht versäubern.
Die getrickste Kappnaht
Wem das Nähen der Kappnaht mit der eingeschlagenen Nahtzugabe aufwendig ist, kann bei der Naht ein wenig tricksen.
Der Unterschied ist von außen kaum zu erkennen, denn die Naht wird wie bei der richtigen Kappnaht 2x abgesteppt.
1. Nahtzugabe zurückschneiden und versäubern
Die Nahtzugabe auf 0,7 – 1 cm zurückschneiden und die Nahtkante mit Zickzack oder Overlock versäubern.
2. Nahtzugabe bügeln
Die Nahtzugabe zu einer Seite bügeln und auskühlen lassen.
3. Ziernähte steppen
Wie bei der richtigen Kappnaht werden auf der rechten Stoffseite zwei Ziernähte gesteppt.
Von außen ist kaum ein Unterschied zu erkennen, die versäuberte Naht ist nur etwas flacher.
Innen sieht man jedoch den Unterschied. Die Kappnaht ist perfekt für eine sehr saubere Naht.
Hosentaschen mit Ziernähten
Das wichtiges Detail für eine gelungene Jeans sind hübsche Taschen.
Damit die Ziernähte gut gelingen zeichnet man mit Kreide oder einem wasserlöslichem Stift die Motive direkt auf den Stoff.
Mit der Nähmaschine kann man die Nahtlinien mühelos entlang nähen und tolle Ziernähte steppen.
Wenn die Ziernähte zu dünn werden kann man einen 3-fach Geradstich verwenden.
Sind die Ziernähte fertig, wird die Nahtzugabe nach innen gelegt und die Tasche auf dem Stoff befestigt.
Die Tasche knappkantig auf die Jeans steppen.
Die zweite Reihe der Stiche zeichnet man ein, bevor man sie steppt.
Raupennähte steppen
Um Nahtenden zu sichern oder Akzente zu setzen ist die Raupennaht perfekt. Es ist eine kleine ganz dichte Zickzack-Naht, die man super mit Nähgarn nähen kann.
Nahtanfang und Ende sollte man mit Kreide auf dem Stoff markieren.
Für die Raupennaht stellen wir an der Nähmaschine einen Zickzack-Stich mit Stichlänge 0,3 – 0,5 mit einer Stichbreite von 2 ein.
Falls Du ein Nähmaschinen-Füßchen für Satin-Stiche hast, solltest Du es verwenden. In der Regel haben Füsse für Satinstiche in der Mitte eine Aussparung. Das ist ideal um den engen Zickzack-Stich zu nähen.
Knopflöcher
Knopflöcher sind zwar keine direkten Jeansnähte, aber ein wichtiger Punkt bei der Fertigstellung Deiner Hose. Bevor man das Knopfloch auf den Hosenbund näht, sollte man zur Probe einige Knopflöcher auf gefaltetem Jeansstoff nähen.
Nach Belieben kann das Knopfloch nähen. Bei meinen Jeans verwende ich jedoch am liebsten das Augenknopfloch, da ich es für Jeans am schönsten finde.
Das Knopfloch sollte man 1 – 2 cm länger nähen, werden als der Knopf im Durchmesser mißt.
Um Fadenbrüche beim Knopflochnähen zu vermeiden, verwende ich auch hierfür nur normales Nähgarn und kein Ziergarn.
Weiter zum nächsten Teil des Jeans Sew Along
Teil 6: Schnittmuster zuschneiden und alle Vorbereitungen
Auch beim Zuschneiden kann man eine Menge falsch machen und die Hosenbeine drehen beim Tragen nach innen.
Damit das nicht passiert ist eine ordentliche Vorbereitung das A & O.
Hallo Bettina
In welche Richtung muss ich die Oberfadenspannung anpassen, wenn es mir auf der linken Stoffseite kleine Schlaufen mit dem Jeansfaden gibt? Oder hast du sonst einen Tipp für mich, wie ich dies vermeiden kann?
Vielen Dank und lieber Gruss, Co
Hallo Corinne,
dann musst Du die Oberfaden-Spannung erhöhen, damit die Schlaufenbildung auf der Rückseite aufhört. Manchmal passiert es auch wenn die Nadel stumpf ist oder die Nähmaschinennadel zu dünn ist. Probiere eventuell eine neue Nadel aus.
Liebe Grüße und gutes Gelingen,
Bettina
Hi Bettina,
danke für die super ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ich bin noch ein Anfänger, wenn es um Jeansstoffe geht. Auch, wenn ich bisher noch nicht vorhabe, eine Jeans selber zu nähen, werde ich die verschiedenen Nahttypen auf meine Jeansstoffe anwenden. Dass der Knopfloch 1-2 cm länger sein sollte als der Knopfdurchmesser, finde ich übrigens super interessant.
LG
Hallo
Ich habe seit Oktober 2019eine neue Nähmaschine bis zum heutigen Tag hat sie super genäht seit einigen Wochen fast der Unterfaden nicht mehr so richtig egal bei welcher Stärke ich ihm einstelle, sauber gemacht hab ich Nadeln auch ausgetauscht aber nichts hilft .
Hallo Katrin,
was für eine Nähmaschine besitzt Du? Mechanisch oder Elektronisch? Hattest Du damit einen “Unfall” z. B. eine übel abgebrochene Nadel? Welches Material versuchst Du zu nähen?
Liebe Grüße,
Bettina
Bist du sicher, dass das Knopfloch 1-2 cm länger als der Knopfdurchmesser sein sollte? Oder meinst du vielleicht 1-2 mm?
Gruß
Katrin
Hallo Katrin,
ich meinte wirklich 1 – 2 cm. Es sieht an einer Jeans einfach hübscher aus, wenn das Knopfloch etwas länger ist. Dabei wird selbstverständlich nur der Bereich aufgeschnitten, den der Knopf benötigt.
Liebe Grüße,
Bettina
Noch habe ich Schnittmuster und Stoff nicht. Aber ich freue mich auf den Moment an dem ich loslegen kann!!!
Hallo Gudrun,
das wird bestimmt super! Ich freue mich, dass Du dabei bist und mitnähen wirst. Endlich wieder ein Nähprojekt, das einem in den Fingern juckt.
Liebe Grüße,
Bettina